Internationaler Abschluss-Workshop bringt Ideen für Neuanfänge

Voneinander lernen und Praxisnähe in die Hochschulausbildung bringen – das sind die Ziele eines deutsch-kenianischen Gemeinschaftsprojekts. Im Rahmen dieses Projekts veranstaltete die Technische Hochschule Brandenburg (THB) vom 9. bis zum 13. August 2021 den Abschluss-Workshop des Projekts „ProUniEdu-WeK“ (Praxisorientierte Hochschul-Weiterbildung in Westkenia).

Der Workshop des Projekts ProUniEdu-WeK, das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) seit 2018 gefördert wird, wurde sowohl online als auch vor Ort veranstaltet. Physisch dabei waren in Brandenburg an der Havel unter anderen 12 Hochschullehrende aus Kenia und 12 Teilnehmende von drei deutschen Hochschulen: neben der THB die HS Magdeburg-Stendal und die HNEE Eberswalde. Neben einem sehr lehrreichen Besuch eines Öko-Landbau-Kleinbetriebs in Potsdam und anderen Punkten in einem vielseitigen kulturellen und wissenschaftlichen Rahmenprogramm ging es vor allem darum, die auf kenianischer Seite in den vergangenen Jahren erzielten Fortschritte bei der Praxisorientierung der Hochschulausbildung zu präsentieren und Ideen für eine künftige Zusammenarbeit vorzustellen.

Das Projekt ProUniEdu-WeK war ursprünglich auf 2 Jahre angelegt, nämlich von 2018 bis 2019, und hatte die Netzwerkbildung und den Kapazitätsaufbau zur Gründung einer deutsch-kenianischen HAW in Kenia zum Ziel. Der Ort dieser Hochschule sollte durch einen Wettbewerb zwischen 5 Konsortien deutscher HAWs entschieden werden, die jeweils Partnerschaften mit kenianischen Hochschulen etablierten und lebten.

Das durch die THB gegründete Konsortium bezog die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Magdeburg/Stendal (HMS) und Eberswalde (HNEE) ein und fokussierte sich auf die  Masinde Muliro Universität (MMUST) in Kakamega (West-Kenia).  Ausgangspunkt für die Zusammenarbeit der THB mit der MMUST war die Betreuung eines kenianischen Masterstudenten an der THB von 2015 bis 2016 und eine daraufhin entstandene Partnerschaft mit der MMUST, die in seinem Herkunftsgebiet liegt. 2017 wurde ein Kooperationsvertrag zwischen beiden Hochschulen geschlossen, der dann auch Grundlage für den Förderantrag beim DAAD wurde.

Im Fokus der Zusammenarbeit standen zunächst Maschinenbau und Landwirtschaft: Neben Konzepten praxisorientierter Lehre war eine an der HMS entwickelte stromlose Strömungspumpe, die erstmals 2017 im Dorf des THB-Absolventen unweit von Kakamega getestet und eingesetzt wurde, das erste „anfassbare“ Ergebnis.

Das DAAD-Programm „Netzwerkbildung und Qualifizierungsmaßnahmen zum Modell der deutschen Hochschule für Angewandte Wissenschaften“ kam gerade rechtzeitig, um diese Partnerschaft zu festigen und zu vertiefen. Aufgrund der geographischen Lage schienen die Chancen zwar nicht sehr groß, Standort der neu zu gründenden deutsch-kenianischen Hochschule zu werden. Andererseits hatte keines der anderen Konsortien das für Kenia wichtige Lehr- und Forschungsgebiet „Landwirtschaft“ im Portfolio. Die THB hat es auch nicht, holte aber für dieses Projekt die HNEE mit ins Boot, sodass nicht nur die Bewässerung mit Strömungspumpen, sondern auch Öko-Landbau und weitere für kenianische Kleinbauern wichtige Kompetenzen über eine Kooperation vermittelt werden konnten.

Im Zusammenhang mit der ersten Antragstellung beim DAAD wurden alle Fachbereiche der THB angesprochen, sodass nach Rückmeldung der interessierten Lehrenden die Studiengänge Medizininformatik, Maschinenbau, Augenoptik, BWL und Energieeffizienz mit im Boot waren. So entwickelte sich in den vergangenen Jahren ein reger Informations- und Erfahrungsaustausch, der mit Workshops, Praktika und Forschungs- und Lehraufenthalten in beiden Ländern verbunden war. Dank des großen Erfolgs wurde das Programm vom DAAD zunächst bis 2020 verlängert. Dann konnten jedoch pandemiebedingt keine Reisen stattfinden, sodass eine weitere kostenneutrale Verlängerung bis Ende 2021 ermöglicht wurde.

Ein Teil der ursprünglich für Reisen vorgesehenen Mittel wurde in 2020 im Rahmen eines sogenannten Weiterleitungsvertrags in Ressourcen zur Virtualisierung der Lehre umgewandelt und floss zum Beispiel in Videokonferenz-Systeme und entsprecher Hard- und Software. Diese wurden auch für die Kommunikation zwischen deutschen und kenianischen Lehrenden genutzt.

Im Ergebnis der Kooperation wurde neben der beabsichtigten Verstärkung der Praxisorientierung der Lehre an der MMUST durch Praxisprojekte und Praktika ein zunächst nicht erwarteter Nebeneffekt erreicht: Durch die Interdisziplinarität der Projekte und der gemeinsamen Arbeit von Mitgliedern verschiedener Fachbereiche beziehungsweise „Schools“ wurden in beiden Hochschulen „Silogrenzen“ überwunden und der innere Zusammenhalt der Hochschulen gestärkt.

Beispiele solcher synergetischer Projekte sind der Erwerb und die gemeinsame Forschung an zwei Biogasanlagen in Kakamega (Landwirtschaft, Maschinenbau, Chemie und Informatik) und die Entwicklung von Apps für Landwirtschaft, Medizin und Physiotherapie.

Im Ergebnis der Workshops ist beabsichtigt, einen Proceedings-Band zu erstellen und einen Antrag für die Förderung der Fortsetzung der Zusammenarbeit, insbesondere auch unter stärkerer Einbeziehung von Studierenden, beim DAAD zu stellen.

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