Elektromobilität wird Studienfach an der THB

Landesweit das erste und einzige Hochschulangebot in diesem Bereich ist nun gestartet

Brandenburg/H. Edgar Lunk hat nach eigener Aussage Benzin im Blut. Mit 17 hat er seinen Führerschein gemacht, ist Motorrad und Auto gefahren. Ingenieur wollte er werden: „Bei mir muss immer etwas gebaut werden. Und es sollte etwas mit Autos zu tun haben“, erzählt der 19-Jährige.


Nun ist er der erste eingeschriebene Student an der Technischen Hochschule Brandenburg THB im Studiengang Elektromobilität. „Man braucht natürlich Berührungspunkte zu dem Thema. Ich dachte auch anfangs, der Benziner ist viel schneller. Vor zwei Jahren durfte ich zum ersten Mal in einem Elektroauto fahren und war überrascht, wie das abgegangen ist, so ganz ohne Turboloch beispielsweise.“


Der junge Mann hat sein Abitur in Potsdam abgelegt, war auf der Suche nach einem geeigneten Studiengang – und ist auf die THB gestoßen. „Das Wort Elektromobilität sagt doch alles aus, es ist die perfekte Verbindung.“ Edgar Lunk hofft nun auf Kommilitonen, ein weiterer junger Mann will sich nun einschreiben, bis zu fünf andere sind interessiert. „Als ich zum ersten Mal herkam, ist mir beim Gang durch die Labore erst einmal bewusst geworden, was hier steht.“ Gestaunt hat der junge Mann beispielsweise über den Sechs-Kilowatt-Laser und die komplette CNC-Maschine, an der die Studenten lernen.

„Im Land Brandenburg bieten wir den ersten und einzigen Studiengang zu diesem Thema“, sagt Technik-Dekan Thomas Götze. Und auch über die Landesgrenze hinaus müsse sich die THB nicht verstecken. An der Beuth Hochschule in Berlin beispielsweise werde unter dem Namen Elektromobilität eher ein erweitertes Elektrotechnik-Studium angeboten. Aber zur E-Mobilität gehörten beispielsweise auch Batterietechnik, Leistungselektronik, Sicherheit, Sensorik, Antriebe und Getriebe.


Das Spektrum erfasse auch nicht nur die Personenkraftwagen, nach dem Motto: Verbrenner raus, E-Motor rein – fertig ist die Elektromobilität! Es gehöre dazu viel mehr: Beispielsweise Fahrzeuge mit bis zu einem Kilowatt Leistung wie Pedelecs, Lastenräder, E-Roller, Speed-Bikes und Trikes. Auch Transport- und Handling-Systeme wie Arbeitsbühnen, Hebezeuge, mobile Podeste fallen in die Kategorie der E-Mobilität.


Selbst medizinische Anwendungen wie Exo-Skelette mit Knieantrieb als Treppensteighilfen zählen dazu.
Und nicht zuletzt Drohnen und ihre Antriebe.


„Wir könnten sogar Batterie-E-Loks auf nichtelektrifizierten Gleisabschnitten fahren lassen. Die Maschinen brauchen ohnehin viel Gewicht, um einen ganzen Zug in Bewegung zu bringen“, sagt der Hochschullehrer, der unter anderem Antriebstechnik, Hydraulik und Mechanismen lehrt.


Gemeinsam mit seinem Professoren-Kollegen Sven Thamm hat er sich hingesetzt und darüber fabuliert, dass beide mit ihrem Wissen und Können beispielsweise den Rathenower Torturm um Dutzende Meter würden versetzen können. Unter dem Motto „Wir wollen was bewegen“ sollte aus den Fächern, die ohnehin angeboten werden, der neue Studiengang entstehen.


In den Antrag an das Wissenschaftsministerium hat Götze viel Zeit und Kraft investiert, „weil das Thema so zu meinen ,Leidenschaften’ und Überzeugungen zählt. Das MWFK hat auch ganz positive Resonanz gezeigt und wir haben den Studiengang Elektromobilität am 20. Juni genehmigt bekommen. Das war jedoch für die übliche Werbung und noch dazu unter Corona-Bedingungen zu spät.“


Bewerbungsfrist ist jetzt noch bis zum 15. Oktober, doch werde man es in diesem Jahr nicht so streng sehen, wenn sich Interessierte etwas später melden. Selbst, wenn es bei den sieben Studenten bleibt, die Interesse zeigen, wolle man das Studium dennoch anbieten.

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