Online-Lehre stößt viel Neues an

Die Prüfungen sind absolviert und das Wintersemester 2020/2021 neigt sich dem Ende. „Es war ein herausforderndes Semester, doch wir haben es gut bewältigt und können stolz auf uns sein“, zieht der Präsident Prof. Dr. Andreas Wilms eine positive Bilanz. Die besonderen Herausforderungen rund um Online-Lehre und Fernprüfungen haben dafür gesorgt, dass an der Technischen Hochschule Brandenburg viel Neues angestoßen wurde.

So stellt eine Online-Lehrveranstaltung die Professorinnen und Professoren vor ganz neue Herausforderungen: Wie lassen sich die Studierenden für die fachlichen Inhalte interessieren und die Aufmerksamkeit erhalten? Zudem ist es schwieriger, persönliche Beziehungen aufzubauen, insbesondere mit Studienanfängerinnen und -anfängern. „Hier haben sich Eisbrecherstrategien bewährt“, findet unter anderen Dr. André Nitze, Professor für Wirtschaftsinformatik. Er setzt in seinen Veranstaltungen stark auf spontane Umfragen unter den virtuell anwesenden Studierenden, in denen er vorrangig persönliche Fragen stellt: „Wie viele Kilometer entfernt befindest du dich von der Hochschule?“ oder „Was ist das letzte gute Buch, das du gelesen hast?“ Die Auswertungen erscheinen dann direkt als Grafik in der Präsentation der Lehrveranstaltung. Das kommt gut an, unterstützt die Konzentration und hilft auch den Studierenden untereinander, näher ins Gespräch zu kommen.

Die Online-Lehre hat auch Vorteile im Vergleich zum Präsenzbetrieb. So erstellen Lehrende aufwendige farbige Tafelbilder, die die Studierenden im realen Seminarraum so gar nicht im Detail wahrnehmen könnten. Im Online-Konferenzraum genügt hingegen ein Klick und die informativen Darstellungen sind auf dem eigenen Rechner abgespeichert. Prof. Dr. Vera Meister weiß zudem zu schätzen, dass sie Wissenschaftlerinnen und Fachleute aus aller Welt in ihren Online-Veranstaltungen live zu Wort kommen lassen kann. Gemeinsam mit ihren Studierenden verfolgt sie auch gern mal eine internationale Fachkonferenz vom heimischen Arbeitsplatz aus. Passend dazu verteilt sie dann wissenschaftliche Paper und lässt diese systematisch analysieren. „Den Originalvortrag von den Autorinnen und Autoren habe ich als zusätzliches Angebot direkt mit verlinkt“, sagt sie. „Das Klima auf weltweit führenden wissenschaftlichen Konferenzen ist ja immer sehr motivierend und faszinierend. Es ist schön zu sehen, wie diese Faszination auch auf die Studierenden überspringt und sie inspiriert.“

Prof. Dr. Martin Wrobel hat pünktlich zum ersten Lockdown im Frühjahr gar einen eigenen Podcast aus der Taufe gehoben und setzte diesen auch im Wintersemester 2020/2021 erfolgreich fort. Mit wissenschaftlichem Anspruch interviewt er in den einzelnen Folgen von „Marketing From Zero To One“ Existenzgründerinnen und Existenzgründer zu ihren ersten Schritten in Sachen Vertrieb und Kundengewinnung. Die Audioaufnahmen bindet er dann interaktiv in seinen Lehrveranstaltungen zum Thema Entrepreneurship ein.

Im Fachbereich Technik experimentierte man gar mit dem Konzept des Online-Labors. So konnten Dr. Christina Niehus und Dr. Daniel Sturm auf früher erstellte Lernvideos aufbauen. Diese zeigen den Ablauf von Laborversuchen, erläutert von Studierenden für Studierende. Ursprünglich sollten sie bei Verständnisproblemen helfen und ermöglichten die Wiederholung des Gelernten. In Zeiten der Online-Lehre griffen hingegen alle gern darauf zurück, da sie das neu konzipierte Onlineformat des Labors sehr anschaulich unterstützten. So positiv die Rückmeldungen auch waren: „Einen echten Praxisversuch im modernen Werkstoffprüflabor ersetzt nichts“, findet die akademische Mitarbeiterin, die ihren Studierenden nicht nur in der Theorie vermitteln will, dass ein Ofen 1000 Grad Celsius heiß ist. „Allein solch eine Info hat eine andere Wirkung, wenn die Studierenden wirklich direkt vor dem Ofen stehen.“

Immerhin mündeten die Erfahrungen in den Plänen, gemeinsam mit anderen Hochschulen einen virtuellen Zwilling von Werkbänken und Laboren zu bauen. Wenn dies gelingt, könnten schon bald Windkanäle und andere Aufbauten mithilfe einer VR-Brille erfahrbar sein. Das schafft eine virtuelle Lernumgebung mit vielfältigen Simulationen, die die Erfahrungen im realen Labor ergänzen und auch „Werkstattbesuche“ in anderen Einrichtungen ermöglichen würden. Den Grundstock liefern die Technologien, die im Fachbereich Informatik und Medien ohnehin tragende Rollen spielen.

Der Fachbereich Informatik und Medien war es auch, der einen großen Anteil am Gelingen der Fernprüfungen hatte – das Finale des Wintersemesters 2020/21. Rechenzentrum, Professorinnen und Professoren, akademische Mitarbeitende wie auch der Studierendenservice zogen alle an einem Strang, sodass dieser Kraftakt gelingen konnte. „Ich bin sehr froh und erleichtert, dass sich unsere Anstrengungen gelohnt haben und danke allen Beteiligten von Herzen“, sagt der Vizepräsident für Lehre und Internationales Prof. Dr. Rolf Socher rückblickend. Unter enormem Zeitdruck mussten Prüfungsszenarien getestet, Anleitungen für die technische Umsetzung geschrieben und die rechtlichen Voraussetzungen für Fernprüfungen geschaffen werden. Es brauchte zusätzliche Aufsichtspersonen während der Prüfungen sowie schnelle Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für auftretende Fragen und Probleme. Die Prüfungsämter wie auch die Prüfenden mussten bei ihren Planungen flexibel bleiben und in kürzester Zeit geänderten Vorgaben gerecht werden. Trotz hohen organisatorischen Aufwands wurde für jede Online-Prüfung parallel auch eine Alternative in Präsenz angeboten. Eine Hotline leistete erste Hilfe und gab Tipps bei technischen Problemen.

„Wir haben es nicht nur geschafft. Wir haben es gut gemacht“, findet der Präsident Prof. Dr. Andreas Wilms und hofft für alle Beteiligten auf eine wohlverdiente Pause in der vorlesungsfreien Zeit.

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